Neodym-Magnete gibt es in zahlreichen Formen und Ausführungen. Besonders beliebt sind Magnete mit Loch und Senkung sowie Topfmagnete mit Senkung, da sie sich problemlos verschrauben lassen. Allerdings unterscheiden sich diese Magnettypen stark in ihrer Kraftverteilung, ihrem Einsatzbereich und der Art, wie sie montiert werden.
In diesem Beitrag erklären wir die wichtigsten Unterschiede – klar, verständlich und praxisnah.


🔩 1. Neodym-Scheibenmagnete mit Loch und Senkung

Diese Magnetart besteht aus einem klassischen Rohmagneten, meist in Scheibenform, bei dem eine Senkbohrung eingelassen ist. Dadurch kann der Magnet mit einer Senkkopfschraube flach montiert werden.

Vorteile

  • Sehr starke Haftkraft für ihre Größe
  • Vollflächiger Kontakt zur Oberfläche
  • Ideal für Möbelbau, Messebau, Innenausbau, Werkstätten
  • Gute Leistung bei Scherbelastung (seitliche Kräfte)

Warum haben Scheibenmagnete oft bessere Scherkraft?

Da der Magnet direkt auf der Oberfläche aufliegt, entsteht hohe Reibung.
In der Praxis bedeutet das:

→ Ein 4-kg-Scheibenmagnet hält oft mehr Zettel an der Wand als ein 20-kg-Topfmagnet.

Die Scherkraft profitiert von:

  • der vollen Auflagefläche
  • der Materialbeschichtung (NiCuNi oder Epoxy)
  • dem hohen Reibungswiderstand

Für Anwendungen mit seitlichem Zug oder Rutschgefahr sind sie deshalb oft die bessere Wahl.


🥇 2. Topfmagnete mit Loch und Senkung

Topfmagnete bestehen aus einem Neodym-Magneten, der in ein Stahlgehäuse eingelassen ist.
Dieses Gehäuse wirkt wie ein magnetischer Verstärker: Es bündelt das Magnetfeld zur offenen Seite hin und erhöht die Zugkraft bei 90° sehr stark.

Vorteile

  • Extrem hohe Haftkraft bei senkrechtem Abziehen (90°)
  • Magnet ist geschützt vor Schlägen, Absplitterungen und Entmagnetisierung
  • Präzise Ausrichtung der Kraft nach vorne
  • Perfekt für industrielle Halterungen, Werkstattbedarf, Schilder, Maschinenbau

Warum ist die Zugkraft so hoch?

Weil das Stahlgehäuse das Magnetfeld wie ein Leitkanal nach vorne drückt.
Der Magnet kann so seine volle Kraft punktuell auf eine Metallfläche übertragen.


⚠️ 3. Der große Unterschied: Scherkraft vs. Zugkraft

Diese beiden Kräfte werden oft verwechselt, sind aber entscheidend im Alltag.


🧩 Zugkraft bei 90° (senkrechtes Abziehen)

→ Die Kraft, die Hersteller angeben
→ Wird mit direktem Kontakt zu einer dicken Stahlplatte gemessen
→ Topfmagnete sind hier unschlagbar
→ Beispiel: Ein Ø25 mm Topfmagnet erreicht problemlos 15–25 kg Zugkraft


🧩 Scherkraft (seitliches Verschieben)

→ Entscheidend für Alltagssituationen wie Zettel halten
→ Wird nicht als Herstellerwert angegeben
→ Hängt stark von Reibung & Kontaktfläche ab
→ Topfmagnete haben hier überraschend schlechte Werte

Warum?

Ein Topfmagnet hat:

  • eine kleine, glatte Polfläche
  • wenig Reibung
  • ein Stahlgehäuse, das für Zug optimiert ist
  • kaum Haftwirkung, wenn er seitlich verschoben wird

Ein Scheibenmagnet 15×3 mm kann 20 DIN-A4-Blätter halten,
aber ein Topfmagnet Ø16 mm mit höherer kg-Zugkraft rutscht oft bei 10 Blättern ab.

Das liegt nicht daran, dass der Topfmagnet „schwach“ ist –
sondern daran, dass er für Zug und nicht für Scherung gebaut ist.


🔧 4. Wofür eignen sich Magnete mit Loch und Senkung?

Neodym-Scheibenmagnete mit Senkung – ideal für:

  • Montage an Wänden oder Holzelementen
  • Möbelbau, Küchen, Türen
  • Whiteboards, Pinnwände
  • Anwendungen, bei denen etwas seitlich gehalten werden muss
  • Zettel & Papier (bessere Scherkraft)

Topfmagnete mit Senkung – ideal für:

  • Maschinenbau, Metallkonstruktionen
  • Industrielle Halterungen
  • Befestigen von Werkzeugen
  • Hohe Lasten, die senkrecht gezogen werden
  • Außenbereiche (robuste Bauweise)

📌 5. Weitere wichtige Punkte im Überblick

Beschichtungen

  • NiCuNi (Standard): Sehr hart, korrosionsbeständig
  • Epoxy (schwarz/weiß): Gute Reibung, ideal für Scherkräfte

Luftspalt = Kraftverlust

Schon 0,1 mm Abstand verringern die Haftkraft sichtbar.
Papier, Lack, Putz oder Folie – alles wirkt wie ein Abstandshalter.

Montage mit Senkkopfschrauben

Immer wichtig:

  • Schraubenkopf darf nicht überstehen
  • Senkung des Magneten muss genau zum Schraubtyp passen
  • Zu hart anziehen kann den Magneten beschädigen

🧲 Fazit: Welcher Magnet ist der richtige?

  • Für maximale Kraft nach vorneTopfmagnet
  • Für rutschfeste AnwendungenScheibenmagnet mit Senkung
  • Für Zettel, Notizen, PapierImmer Rohmagnete, keine Topfmagnete
  • Für Maschinen und schwere LastenTopfmagnete mit Senkung
  • Für MöbelbauScheibenmagnete mit Senkung

Wer die Grundlagen von Zugkraft, Scherkraft und Montagearten versteht, kann Magnete deutlich zielgerichteter einsetzen – und bekommt bessere Ergebnisse in Praxis und Projekten.